UK: Computerspiele und Internet können Entwicklung von Jugendlichen stören
Computerspiele können Kinder und Jugendliche gefährden,
heißt es in einem von der britischen Regierung in Auftrag gegebenen
Bericht der Psychologin Tanya Byron. Computerspiele könnten die
Entwicklung der Glaubens- und Wertsysteme der Kinder stören und
gegenüber Gewalt desensibilisieren. Auch vor Gefahren des Internets und
Social-Networking-Angeboten wird in dem Bericht gewarnt.
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Eltern hätten Angst, ihre Kinder nach draußen gehen zu lassen, sagt
Byron: "Daher müssen sie zu Hause bleiben, aber ihnen wird erlaubt,
online in Risiken zu laufen." Sie fordert die Regierung auf, eine
Kampagne zu starten, um Eltern, Lehrer und Erzieher zu schulen, damit
die Kinder die Vorteile der digitalen Medien ausnutzen könnten, ohne
dadurch gefährdet zu werden. So sollen
die Eltern über alle Möglichkeiten informiert werden, wie sie den
Zugang zu bestimmten Inhalten sperren oder Filter und
Zeitbeschränkungen einrichten können. Sie müssten zudem die
Internetaktivitäten ihrer Kinder besser kontrollieren und Computer mit
einer Internetverbindung aus den Kinderzimmern verbannen. Für Angebote
wie Facebook oder Bebo sollen klare Regeln für den Datenschutz und
schädliche Inhalte erstellt werden.
Byron kritisiert insbesondere das gegenwärtige Bewertungssystem von
Computerspielen. Eine Alterskennzeichnung ist nur erforderlich, wenn
sie Sexualität oder schwere Gewalt beinhalten. Die Bewertung müsse
verfeinert werden und nach einheitlichen Kriterien erfolgen, die
Alterskennzeichnungen sollten deutlich sichtbar an den Spielen
angebracht und Händler, die Spiele an jüngere Kinder und Jugendliche
verkaufen, scharf bestraft werden. Zudem sollten nur noch
Spielekonsolen verkauft werden dürfen, die eine Sperrvorrichtung
enthalten, sodass die Eltern ihre Kinder davon abhalten können, für sie
ungeeignete Spiele darauf zu spielen.
Der britische Bericht liegt mit seinen Einschätzungen und
Vorschlägen in einer Linie mit jüngsten Diskussionen und Vorhaben zum
Jugendmedienschutz unter anderem in Deutschland und auf EU-Ebene. So
hat die EU-Kommission eine Fortsetzung des "Safer Internet
Plus"-Programms zum Jugendmedienschutz vorgeschlagen,
die erstmals auch neue Kommunikationsdienste des Web 2.0 wie soziale
Netzwerke einschließen soll. Das Vorhaben soll nicht nur zur Bekämpfung
von illegalen Inhalten dienen, sondern auch Jugendliche vor
schädigendem Online-Verhalten wie dem Schikanieren ("Bullying") oder
der Kontaktaufnahme zu Missbrauchszwecken ("Grooming") schützen. In
Deutschland wurde zuletzt im Vorfeld des "Safer Internet Day" die hohe
Zahl von Beschwerden über jugendgefährdende Angebote im Internet beklagt; Mitte Februar fand zudem die Novellierung des Jugendschutzgesetzes, die unter anderem ein Verbot "gewaltbeherrschter" Spiele vorsieht, Zustimmung im Bundesrat.
(fr/Telepolis)